Vor und nach dem Umbau des Höchster Wehres hat das Ökobüro Gelnhausen in Zusammenarbeit mit Christoph Dümpelmann vom Büro für Fischbiologie & Gewässerökologie in Marburg mit verschiedenen Methoden die Fischfauna im Bereich des Wehres bis in den Main hinein erkundet.
Zwar lässt sich nach so kurzer Zeit noch kein abschließendes Bild der Veränderungen zeichnen, die der Umbau gebracht hat. Deutlich wurde aber, dass die Zahl strömungsliebender Fische wie Barbe, Nase und Hasel zugenommen hat. In dem für den Fischaufstieg gebauten Umgehungsgerinne wurden strömungstypische Arten wie Döbel und Barbe sogar beim Laichen auf Kiesbänken beobachtet. Sie nutzen offensichtlich die 2013 fertiggestellte Rampe als neuen Lebensraum. Hier wurde auch in großer Stückzahl die Stachelgroppe festgestellt, eine Kleinfischart der größeren Bäche und mittelgroßen Flüsse im Rheineinzugsgebiet, die kiesige Gewässerstrukturen bevorzugt.
Unterhalb des Wehres haben sich infolge der veränderten Strömungsbedingungen Kiesbänke neu gebildet. Sie sind für viele Fischarten als Kinderstube lebensnotwendig, zu denen der Schneider zählt, eine Fischart, die lange Zeit in Hessen als fast ausgestorben galt, nun aber nach Wiederansiedlung damit beginnt, in renaturierten Nidda-Abschnitten stabile Populationen auszubilden. Wegen der großen Bedeutung der Kiesbänke als Laichhabitat für Fische sollten sie im Sommer möglichst nicht betreten werden.
Meerforelle
Eine besonders erfreuliche Beobachtung am Höchster Wehr: eine Meerforelle mittleren Alters – erfreulich, weil sich erste Erfolge des Versuchs andeuten, diesen Fisch in der Nidda anzusiedeln. Die Meerforelle ist eine Spielart der Bachforelle, unterscheidet sich aber von dieser durch Ihre Größe – ausgewachsene Tiere können so groß wie Lachse sein – und durch ihr Verhalten: Während die Bachforelle ihrem Heimatgewässer treu bleibt, zieht die Meerforelle ähnlich wie der nah mit ihr verwandte Lachs als Jungtier flussabwärts und kehrt als ausgewachsenes Tier zum Laichen in das Ausgangsgewässer zurück.
Die Meerforellen-Bestände in der Nidda sind wohl schon früh durch Überfischung und durch den Bau der Mühlenwehre reduziert worden, die die Tiere am Aufsteigen hinderten. Ein Übriges taten die im Zuge der Nidda-Regulierung errichteten Wehre, die Verschlammung der Laichgründe (auch die Meerforelle gehört zu den Kieslaichern) und die Gewässerverschmutzung.
Die Meerforelle war in der Nidda ausgestorben. Seit dem Jahr 2009 versuchen die Interessengemeinschaft Nidda und andere Projektbeteiligte, die Meerforelle wieder in der stellenweise renaturierten Nidda anzusiedeln. Bei diesem durch den Fischereibiologen Dr. Jörg Schneider wissenschaftlich begleiteten Versuch werden markierte Jungtiere an dafür geeigneten kiesig-steinigen Fließstrecken der Nidda-Zuflüsse Usa und Erlenbach ausgesetzt.
Um den Tieren die Wanderung zu ermöglichen, werden im Frühjahr und Herbst eines jeden Jahres die Klappen der noch nicht umgebauten Nidda-Wehre gelegt. Beobachtungen wie die am Höchster Wehr, mehr aber noch der Fund von Laichgruben im Erlenbach und in der Usa deuten darauf hin, dass das Projekt erfolgreich ist und abgewanderte Meerforellen zum Laichen in ihr Heimatgewässer zurückkehren.