Daten zum Ausbau der Nidda im Stadtgebiet von Frankfurt am Main
Jahr Beschreibung der Maßnahme
1888/87 Regulierung der Nidda im damaligen Landkreis Höchst: Der Abschnitt zwischen Rödelheim und der Mündung wurde „zum Schutz der angrenzenden Wiesen gegen unzeitige Überflutungen“ begradigt und vertieft. Aber: „Die noch nicht vollkommen fertigen Regulierungsarbeiten zerstörte das Hochwasser 1888 größtenteils wieder“, die künstlich angelegten Ufer sackten nach weiteren Hochwassern ab, sodass der Fluss „völlig verwilderte“, wie das Frankfurter Tiefbauamt 25 Jahre später bemängelte.
1913 Das städtische Tiefbauamt zeichnet einen Plan zur „Schiffbarmachung der Nidda“, erforderlich wären sechs Schleusenbauwerke. Beweggrund: Man will die Kupferwerke in Heddernheim mit Schiffen andienen. Daraus wird aber nichts – zu teuer!
1914 Denkschrift über die Regulierung der Nidda innerhalb des Stadtkreises Frankfurt am Main vom Wehr Eschersheim bis zur Gemarkungsgrenze Griesheim-Sossenheim.
Die Denkschrift bildet die planerische Grundlage für die spätere Nidda-Regulierung; kriegsbedingt können die Pläne jedoch vorerst nicht verwirklicht werden. Aber: aufgeschoben ist nicht aufgehoben!
1924 Die noch selbstständige Stadt Höchst errichtet ein Nidda-Wehr, um ihr Strandbad betreiben zu können.
1925 Der Fluss tritt im Laufe dieses Jahres fünfmal über die Ufer; unter dem Druck dieser Hochwasserereignisse gelingt es, die administrativen Hindernisse zu überwinden, die der Regulierung der Nidda noch im Weg stehen.
1926-1928 Ausbau der Nidda zwischen der Stadtgrenze zu Griesheim und Eschersheim: Flussschleifen werden durchstochen, es entstehen so die zahlreichen „Altarme“ der Nidda; der Fluss erhält ein einheitliches, trapezfömiges Profil; die Flusssohle wird tiefer gelegt. Wehre mit beweglichen Klappen werden 1927 in Hausen und Praunheim sowie 1928 in Rödelheim und Eschersheim errichtet. Sie stauen bei mittlerem und niedrigem Abfluss das Wasser der Nidda auf, bei Hochwasser werden die Klappen gesenkt, sodass das Wasser ablaufen kann.
1928 Denkschrift zur Erhaltung der alten Nidda
Der damalige Leiter des Frankfurter Gartenamtes Max Bromme klagt: „Der neue Flusslauf hat in der Hauptsache das Gepräge eines mehr oder weniger begradigten Kanals.“ Bromme macht eine Vielzahl von gestalterischen Vorschlägen, die von der Bepflanzung der Ufer des regulierten Flusses über die Entschlammung der Altarme bis hin zur Gestaltung von Flussbädern reichen. Aus Brommes Planungskatalog wird fast nichts verwirklicht.
1928 Die Stadt Höchst und die Gemeinden Griesheim, Nied und Sossenheim werden nach Frankfurt eingemeindet – in den Eingemeindungsverträgen wird die weitere Regulierung des Flusses vereinbart.
1930-1931 Die Regulierung der Nidda findet mit dem Bau des Sossenheimer Wehres und dem Nacharbeiten des Höchster Nidda-Abschnittes vorerst ihren Abschluss.
1960 Wasserwirtschaftsamt Friedberg: Denkschrift über den Ausbau der Nidda.
Die „völlig unzureichenden Abflußverhältnisse der Nidda und ihrer Nebenbäche“ in der Wetterau werden bemängelt. Bestimmende Aspekte des Nidda-Ausbaus oberhalb vom Eschersheimer Wehr sind nun landwirtschaftliche Melioration und Hochwassersicherheit.
1961 Die Nidda-Anrainer gründen den Wasserverband Nidda, Mitglied wird auch die Stadt Frankfurt. Am 11. September um 15 Uhr greift der damalige Hessische Ministerpräsident Georg August Zinn in Bonames zum Spaten: Die Regulierungsarbeiten haben mit dem Durchstich der weiten Bonameser Flussschleife begonnen, es entsteht der Bonameser Altarm.
1962 Die Regulierung des Frankfurter Nidda-Abschnitts wird in Harheim abgeschlossen.
1974 Das Nidda-Projekt ist abgeschlossen, die Wasserbauer haben sich bis zum Vogelsberg vorgekämpft. Sie hinterlassen eine weitgehend hochwassersichere Nidda; erste Stimmen beklagen aber die ökologischen Folgen des Nidda-Ausbaus.
1981 Anton Lelek, Forschungsinstitut Senckenberg: „Die frühere, durch große Artenvielfalt gekennzeichnete Nidda ist zu einem artenarmen Flußlauf geworden.“
1985 Gutachten von Reinhold Grebe: Landschaftsökologische Sanierung des Niddatals („Grebe-Gutachten“) In seinen radikalsten Vorstellungen forderte das Gutachten, Siedlungen und Verkehrswege aus der Nidda-Aue auszulagern und die Nidda-Aue wieder regelmäßig zu überfluten. Dem konnte sich der Magistrat nicht anschließen, er beauftragte die Verwaltung jedoch, Pläne für ökologische Verbesserungen am Fluss und in der Aue auszuarbeiten.
1990 Nidda-Konferenz: Die Nidda-Anrainer treffen zusammen und beschließen, eine Konzeption „Naturnahe Nidda“ erarbeiten zu lassen.
1991 Die Stadtverordnetenversammlung beschließt die GrünGürtel-Verfassung. Darin heißt es: „Gewässer werden nach den Grundsätzen des naturnahen Wasserbaus behutsam entwickelt.“
1993 In der „Wehrstudie“ wird aufgezeigt, dass es möglich ist, die Nidda-Wehre naturnah umzubauen. Die Hochwassersicherheit leidet darunter nicht, die Grundwasserstände bleiben stabil.
1993-2001 Beginn des naturnahen Umbaus der Nidda am Berkersheimer Bogen. Der Flussquerschnitt wird erheblich aufgeweitet, es entstehen links und rechts des Flusses Auenbereiche, die bei Hochwasser überschwemmt werden. Die Renaturierungsarbeiten werden in drei Abschnitten bis zur Kalbachmündung in Bonames fortgesetzt.
1998 Die Stadtverordnetenversammlung verabschiedet die Konzeption „Naturnahe Nidda“, in der unter anderem vorgesehen ist, die sechs Nidda-Wehre umzubauen und Altarme mit dem Fluss zu verbinden (§ 2700 vom 17.09.1998).
2009 Die hessische Umweltministerin verkündet das Maßnahmenprogramm Oberflächengewässer 2009 bis 2015, mit dem die Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union in Hessen umgesetzt werden soll. Darin enthalten ist der Umbau der Nidda-Wehre.
2009-2010 Der von der Nidda abgetrennte und teilweise mit Bauschutt und Erde verfüllte Bonameser Altarm wird wieder mit dem Fluss verbunden.
2010 Durch den Umbau des Mühlgrabens am Rödelheimer Wehr wird die Nidda hier wieder „fischtauglich“: Die Fische können das Wehr umgehen, indem sie den Mühlgraben hinaufschwimmen.
2010-2011 Bau des Rückhaltebeckens an der Mündung des Dottenfeldgrabens („Laufgraben“) in die Nidda.
2012-2013 Naturnaher Umbau des Höchster Wehres