Ein Streichwehr ist eigentlich eine links oder rechts des Flusses parallel zur Fließrichtung erbaute Schwelle, über die Übermengen des Flusswassers in ein seitlich angeordnetes Entlastungsgewässer abgeleitet werden. Das Wehr springt an, sobald der Wasserstand im Hauptgerinne die Höhe der Wehrkrone übersteigt.

Das neue Höchster Wehr ist etwas anders gebaut, es handelt sich also nicht um ein Streichwehr im klassischen Sinn: Das langgezogene Wehr ist schräg in den Flusslauf gestellt und leitet ständig einen Teil des ankommenden Wassers in das auf der linken Flussseite befindliche Umgehungsgerinne ab, dessen Überfallschwelle 30 cm tiefer liegt als die Wehrkrone. Man kennt solche Konstruktionen von den alten Mühlenwehren, wie es sie auch an der Nidda gab, etwa an den Mühlen in Bonames und Rödelheim; hier leiteten die Wehre das Wasser in die Mühlgräben ab. Bis auf den heutigen Tag erhalten blieb das alte Mühlenwehr in Praunheim.

Streichwehre haben gegenüber den Klappenwehren ökologische und landschaftsästhetische Vorteile. Sie bieten zudem eine wesentlich größere Betriebssicherheit. Denn ein Streichwehr sorgt jahraus, jahrein zuverlässig für die gleichen Abflussbedingungen. Anders sieht es bei einem Wehr mit beweglichen Klappen aus: Wenn der Mechanismus versagt, mit dem die Klappen des beweglichen Wehres bewegt werden, kann es bei starker Wasserführung der Nidda rasch zu Überschwemmungen kommen. Passieren kann dies etwa, wenn ein Baumstamm den Mechanismus blockiert.